Newsgroups: de.etc.bahn.misc Subject: Nochmal Speisewagen (selbsterklaerend) From: Edgar Warnecke Date: Fri, 03 Oct 2003 19:12:40 +0200 Message-ID: <9bbrnv0lro2n3odnklsfcuj9375smosbfm@4ax.com> Mit freundlicher Genehmigung von Horst Evers: From: Kabelsalbader ~~~ Protzner (Horst Evers (c)) Rueckfahrt von Stuttgart nach Berlin. Ich hab keine Reservierung, aber der Zug ist pickepacke voll. Na toll. Nach nur zwei Stunden wird kurz hinter Frankfurt ein Platz im Speisewagen frei. Immerhin. Wenn ich alle halbe Stunde einen Kaffee bestelle, sichert mir das das Bleiberecht und kostet mich bis Berlin 30 Mark. Teure Platzkarte, aber egal. Leider sitzen an meinem Tisch schon Herr Fringer und Dr. Maismann. Offensichtlich macht der eine in Kosmetika, der andere in Textilien. Das wissen mittlerweile alle hier, denn sie quatschen unaufhoerlich in ihre Handys. "Ja, Fringer hier, na, der Fringer von 'Fringer und Fringer', ich bin jetzt kurz hinter Frankfurt, sagen Sie dem Herrn Protzner, er soll mich zurueckrufen, damit wir uns in Berlin gleich treffen koennen. Die Sache ist sehr wichtig. Meine Nummer ist 0173-4424453, Fringer, sehr wichtig!!!" Laengst ist zwischen Dr. Maismann und Herrn Fringer ein Wettstreit entbrannt, wessen Geschaefte bedeutender sind, also bruellen sie immer lauter in ihre Taschentelefone, damit auch jeder im Wagen ganz sicher von ihrer immensen Bedeutung fuer den Wirtschaftsstandort Deutschland unterrichtet ist. Schnell geht es offenkundig um Leben und Tod. Leider scheint sich Herr Protzner der Bedeutung dieser Geschaefte nicht bewusst zu sein, denn er ruft einfach nicht zurueck, weshalb Herr Fringer allein ihn innerhalb einer Stunde genau achtzehn Mal zu erreichen versucht. In Hildesheim steigt Dr. Maismann aus. Offensichtlich hat er verloren und muss zur Strafe in Hildesheim bleiben. Euphorisiert von diesem Erfolg bruellt der siegreiche Fringer nach Hildesheim nochmal doppelt so laut in sein elektronisches Zepter. Das und die betraechtlichen Kaffemengen in meinem Koerper fuehren dazu, dass ich einen verzweifelten Entschluss fasse. Gehe einen Waggon weiter zum Kartentelefon und waehle Fringers mir mittlerweile hinlaenglich bekannte Handynummer. "Ja, hier ist Protzner. Hoern Sie zu, Fringer, ich bin im Moment gar nicht in Berlin, ich bin im Moment etwas noerdlich von Braunschweig bei der Jagd. Trotzdem sollten wir uns aber unbedingt treffen, Sie wissen ja selbst, wie wichtig diese Sache ist. Steigen Sie also in Braunschweig aus, nehmen Sie sich ein Taxi zur noerdlichen Stadtgrenze und laufen Sie dann einfach gerade in den Wald hinein. Dann kommen Sie direkt auf mich zu, koennen Sie gar nicht verfehlen!!!" Als ich zurueckkomme, kramt Fringer schon hektisch seine Sachen zusammen. Er will noch einen Anruf machen, aber der Akku seines Handys ist leer. Oh, da haette sich die Sache ja fast von selbst erledigt. Ueberlege kurz, ob ich ihn dann nicht aufklaeren sollte, komme aber zu dem Schluss, dass es Herrn Fringer sicher mal ganz gut tut, eine Weile durch den Wald zu laufen. Ich verabschiede ihn: "Bleiben Sie stark, Herr Fringer, wir alle verlassen uns auf Sie." Er nickt wissend und hastet dann zum Ausgang. Endlich Ruhe. Und sogar den ganzen Kaffee hat mir der Mitropa-Kellner, da er zufaellig mein Gespraech am Kartentelefon mitgehoert hat am Ende spendiert. Netter Zug. (aus: Salbader Nr. 33)